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The Good Ghost


Posted on September 19, 2016


The Good Ghost   |  News
The Good Ghost

COSIMA HAWEMANN
The Good Ghost
bis/ until 17.11.2016
JULIA RITTERSKAMP
Merkurstr. 29
40223 Düsseldorf
nach Vereinbarung/ by appointment julia@jr-art.de

Sie scheinen aus einer anderen Welt und Zeit zu kommen und dennoch so präsent zu sein, dass sie geradezu nach uns greifen: die Figuren aus den Bildern und Papierarbeiten von Cosima Hawemann. Diese jüngsten Werke der in Köln ansässigen Künstlerin entstehen in einer ganz besonderen Kombination der Medien Malerei und Fotografie. Zusätzlich kehrt sie bei einigen von ihnen die Farbigkeit um, so dass der Effekt eines Negativs entsteht. Speziell für die Ausstellung THE GOOD GHOST dienten Portraits amerikanischer Schauspielerinnen zwischen 1850 und 1950 – wie Nance O‘Neil und Helen Hayes – sowie Models und inszenierte Modestrecken aus aktuellen Zeitschriften als Vorlagen.
Cosima Hawemann interessiert das Phänomen der Erinnerung und vor allem deren bedingte Zuverlässigkeit. Sie arbeitet sich an die Frage heran, wie viel von Maske, Frisur, Beleuchtung und Schatten man künstlerisch beeinflussen kann ohne den Wiedererkennungswert, das Erinnern gänzlich auszulöschen. Umgekehrt kristallisiert sie durch diese Arbeitsweise aber gerade die jeweilige Essenz heraus, die unser Erinnern überhaupt in Gang setzt. Stars wie Marlene Dietrich, Marilyn Monroe, Rita Hayworth, Joan Crawford und viele andere waren zu Lebzeiten und darüber hinaus schillernde, mediale Ikonen. Gleichzeitig gab es aber viel über ihre privaten Schattenseiten zu berichten – wie der Suizid Marilyn Monroes, das Enthüllungsbuch von Joan Crawfords Adoptivtochter oder die Tatsache, dass Rita Hayworth bereits mit 43 Jahren an Alzheimer erkrankte. Diese verschiedenen Facetten eines Stars beleuchtet Cosima Hawemann durch die Erschaffung einer neuen Rolle mittels manueller Bildbearbeitung. Es entsteht sozusagen ein dunkler Zwilling. Dieser evil twin komplettiert jedoch erst die Persönlichkeit, so wie Licht ohne Dunkel nicht sein kann, Tag nicht ohne Nacht, Ebbe nicht ohne Flut.
Technisch bewegen sich die Arbeiten von Cosima Hawemann zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Hawemann, die von 1997 bis 2004 an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte, bewegte sich schon immer zwischen diesen Polen. Deshalb wählte sie ganz bewusst unterschiedlich ausgerichtete Professoren wie Immendorff, Penck und Federle.
Für ihre Malerei scannt sie ein Foto, bearbeitet dieses am Computer und erstellt eine Schablone. Ähnlich der aus der Street Art bekannten Vorgehensweise sprüht sie mit Hilfe dieser Vorlage das Motiv auf die Leinwand. Das Ergebnis wird dann mit Acryl und/oder Ölfarbe übermalt. Die Arbeiten auf Papier entstehen ebenso auf der Basis eines Scans. Am Computer wird dann der Ausschnitt gewählt, Überflüssiges reduziert und Farben verändert. Die so entstandene Vorlage wird auf Spezialpapier ausgedruckt und mit Acryl überarbeitet. Schon in der Auswahl der Techniken spiegeln sich also Gegensätze: Analoges und Digitales sowie Freies und Schablonenhaftes wird gemischt. Positives wird zu Negativem und umgekehrt.
So souverän wie Cosima Hawemann mit verschiedenen künstlerischen Techniken jongliert, so gekonnt bettet sie Erinnerungen an kunsthistorische Epochen wie den Symbolismus oder Expressionismus in ihre Arbeiten ein. Ähnlichkeiten mit Munch oder Bacon sind zu finden. Diese Erinnerungen werden aber nie zu konkret ausformuliert, sondern klingen hier oder da durch eine Strichführung oder eine ungewöhnliche Farbwahl an. Somit endet es wie es angefangen hat: mit einem vagen Wissen, welches aber sich niemals zur handfesten Gewissheit manifestiert.
Julia Ritterskamp

http://juliaritterskamp.alfahosting.org/exhibitions.php