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Event Type:
Solo Exhibition
Location:
Lichtenberg Studios, Türrschmidtstraße 24, 10317 Berlin
Date:
July 08, 2020 - August 30, 2020
Time:
Tue-Fri 11-18pm
Opening: Cancelled because of Covid-19
Klaus Hartmann, Neu-Hohenschönhausen, 2020, Acryl und Öl auf Leinwand, 45x70 cm
Klaus Hartmann hat in den letzten Jahren eine Gruppe von Gemälden geschaffen, die sich mit Postkartenmotiven beschäftigt. Dies war der Grund für die Einladung der Lichtenberg Studios mit der Anfrage, ob er bereit wäre zehn Gemälde über den Stadtbezirk zu malen.
Als Kind sammelte Klaus Hartmann Postkarten. Er wuchs in der DDR auf. Seine Eltern hatten familiär, durch Freunde und den Beruf seines Vaters (er war Pfarrer) zahlreiche Kontakte in das sozialistische und westliche Ausland. So erhielten sie Postkarten aus aller Herren Länder. Im Rückblick hatte er gedacht es war das Fernweh und die Beschränkung der Möglichkeit zu reisen, die ihn dazu animierten Postkarten zu sammeln. Aber es waren auch unbewußt formale, gestalterische und ästhetische Gründe, die ihn faszinierten. So interessierten ihn, parallel zu den Motiven, die Grafiken auf den Rückseiten der Karten und die unterschiedlich gestalteten Ränder. Sein besonderer Stolz war eine mehrteilige Karte vom Flughafen Montreal in Form eines vierblätterigen Kleeblattes mit knallroten Rändern und eine Eisbären Karte aus Kamtschatka. Das Motiv der Eislandschaft war quadratisch, die Karte ein Hochformat mit einem weißen Streifen am unteren Kartenrand. Die sowjetischen Karten waren im Kontrast zu den knallbunten Hochglanzkarten aus dem Westen, meist blass und matt mit sehr seltsamen Farbverschiebungen. Die Farben wirkten ausgewaschen oder von der Sonne gebleicht. Diese spezielle Farbigkeit hatte aber auch seinen besonderen Reiz.
Auf seinen Streifzügen durch Lichtenberg entschied sich Hartmann für folgende Motive: Schwimmhalle Sewanstraße, Blumenladen Neu-Hohenschönhausen, Tiere im Tierpark Friedrichsfelde, ein Haus am ehemaligen Schwimmbad Rummelsburg, Enten am Malchower See, Trabrennbahn Karlshorst, Skaterbahn Fennpfuhl, eine Fotografie aus dem Stasimuseum Normannenstraße, Dong Xuan Center und Kleingartensparte „Am Hechtgraben“ an der Endstation der Straßenbahn Falkenberg.
Trotz der Offensichtlichkeit der Motive verbergen sich hinter jedem Motiv Geschichten, die über Lichtenberg erzählen. Ab und zu entwickeln Klaus Hartmanns Bilder ein Eigenleben, so dass man am Ende nicht mehr sagen kann was Fiktion oder Dokumentation ist, so z.B. bei dem Motiv der Frauen im Boxring, welches er in einem absurden Buch im Stasimuseum Normannenstraße als Beispiel westlicher Dekadenz fand. Auf seinem Gemälde erscheint dieses Motiv in Kombination mit dem Schriftzug „Liberated forever - Domesticated never“. Dieses Logo stammt von einem Handtuch im Dong Xuan Center, dem größten Asia Markt in Berlin. In dem Bild der Flamingos fällt das seltsame Licht auf. Es ist entstanden nach einem Schnappschuss, im mit Kunstlicht, gefluteten Winterquartier der Vögel im Tierpark Friedrichsfelde. Das Bild steht für Hartmann in Korrespondenz zu den wunderbaren mit exotischen Vögeln bemalten Papiertapeten im Schloss Friedrichsfelde. Das freistehende kleine Gebäude eines Blumenladens in Neu-Hohenschönhausen an einem trüben Wintertag vor einem Plattenbau erzählt über das Zusammenleben der Bewohner in einem Neubaugebiet, seinen Einkaufsmöglichkeiten und darüber sich das Leben ein wenig schöner zu gestalten. Es ist nicht machbar die zahlreichen Facetten Lichtenbergs anhand von zehn Gemälden darzustellen, aber die malerische Auseinandersetzung mit dem Medium der Ansichtskarte gab Klaus Hartmann die Möglichkeit ein Stück Alltag in Lichtenberg festzuhalten.
Klaus Hartmann, Traben am Abend, 2020, Acryl und Öl auf Leinwand, 46x65cm