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GAME OVER


Posted on August 3, 2023

https://museum-moritzburg-zeitz.de/portfolio-item/game-over-alexander-schellbach/

Event Type:

Exhibition

Location:

Museum Schloss Moritzburg Zeitz, Museum Schloss Moritzburg Zeitz, Schlossstraße 6, 06712 Zeitz

Date: 

August 13, 2023 - November 26, 2023

Time:

Tue-Sun 10–16 pm

Vernissage, 10-08-2023, 14 pm

GAME OVER   |  Event
GAME OVER

In den Bildern Alexander Schellbachs kann man sich auf Spurensuche begeben. Der 1976 in Blankenburg im Harz geborene Künstler beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit Malerei, Zeichnung und Keramik. Nach einer Ausbildung zum Scheibentöpfer studierte er an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle in den Fachbereichen Grafik und Plastik mit dem Schwerpunkt Keramik. Für die Sonderausstellung „GAME OVER“ im Museum Schloss Moritzburg Zeitz wählte Schellbach zwei Werkserien aus, die im Mittelpunkt der Schau stehen.

Die Serie „Blühende Landschaften“ (2009 – 2017) umfasst zum einen keramische Plastiken, die den Anschein erwecken, Maschinen zu sein; zum anderen Kohlezeichnungen, in denen diese fiktiven Maschinen nicht selten als bedrohliche Objekte wiederauftauchen. Den kontrastreichen Zeichnungen liegen Fotografien von Industriebrachen in Ostdeutschland zugrunde. Mit dem Titel „Blühende Landschaften“ zitiert Schellbach Helmut Kohl, der 1990 in einer Fernsehansprache äußerte, dass es durch gemeinsame Anstrengung gelingen würde, die neu- en Bundesländer bald wieder in blühende Landschaften zu verwandeln, in denen es sich zu leben und zu arbeiten lohnt. Ironisch spielt der Künstler damit auf jene Zeit der politischen Wende in der ehemaligen DDR an, die er selbst als Heran- wachsender als eine Zeit der Euphorie und der Depression gleichermaßen erlebte. Entsprechend ging es ihm um mehr, als nur pittoresk-wehmütige Reminiszenzen an vergangene Industriekultur darzustellen. Die fiktiven Relikte in seinen Kohlezeichnungen, die vortäuschen, tatsächlich gefundene Originalstücke zu sein, sind eine Allegorie für das Mysterium des Verlustes ehemaliger Werthaltigkeit und Bedeutung. Fasziniert von der Industriefotografie sowie den Fantasiearchitekturen in den Kupferstichen Giovanni Battista Piranesis lässt Schellbach seine nahezu fotorealistischen Zeichnungen wie schwarz-weiß- Fotos erscheinen. Seine Arbeiten changieren zwischen Dokumentation und Fiktion. Der Betrachter wird bewusst getäuscht und gleichzeitig dazu eingeladen, die Darstellungen kritisch zu hinterfragen.

In der späteren Werkserie „You‘ re the First, the Last, my Everything“ (2019 – 2021) beschäftigte sich Schellbach thema- tisch vor allem mit problematischen Paarbeziehungen. Hierfür suchte er die Motive nicht mehr in der vorgefundenen Au- ßenwelt, sondern schuf eigene Räume aus seinem Innern. En miniature kreierte der Künstler Szenerien zunächst als plas- tisches Model, in welchem er auch verschiedene Lichtsituationen und Blickwinkel erprobte. Nach diesen Vorbereitungen fertigte Schellbach eine Fotovorlage an, die er anschließend mit Tusche und Wasserfarbe auf Papier übertrug. Den räum- lichen Rahmen, in dem sich ein Beziehungsdrama abzuspielen scheint, bildet meist ein Theatersaal oder eine Diskothek, Orte der Geselligkeit und Unterhaltung – in Schellbachs Bildern aber fast immer menschenleer und mit häuslichem Mobiliar unter anderem aus Schlafzimmer oder Küche aus- gestattet. Die Protagonisten des Konflikts bleiben jedoch im Verborgenen, ebenso wie dessen Anfang und Ende. Bildtitel, wie „Pretty Flamingo“ oder „You‘re the one that I want“ – in Anlehnung an Songtitel oder Passagen aus Schlagern und Popsongs – verleihen den Werken eine bitter-ironische Note. Ob es „Game Over“ ist, wie der Ausstellungstitel suggeriert, verraten die Bilder nicht.